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Da sprach die zweite: „ja, wenn die Menschen wüßten, was wir wissen! heute Nacht fällt ein Thau vom Himmel, so wunderbar und heilsam, wer blind ist und bestreicht seine Augen damit, der erhält sein Gesicht wieder.“ Da sprach auch die dritte: „ja, wenn die Menschen wüßten, was wir wissen! Die Kröte hilft nur einem und der Thau hilft nur wenigen, aber in der Stadt ist große Noth, da sind alle Brunnen vertrocknet und niemand weiß, daß der große viereckige Stein auf dem Markt muß weggenommen und darunter gegraben werden, dort quillt das schönste Wasser.“ Wie die drei Krähen das gesagt hatten, hörte er es wieder flattern und sie flogen da fort; er aber machte sich allmälig von seinen Banden los, und dann bückte er sich und brach ein paar Gräserchen ab und bestrich seine Augen mit dem Thau, der darauf gefallen war. Alsbald ward er wieder sehend und war Mond und Sterne am Himmel und sah er, daß er neben dem Galgen stand. Darnach suchte er Scherben, und sammelte von dem köstlichen Thau, so viel er zusammenbringen konnte und wie das geschehen war, ging er zum Teich, grub das Wasser davon ab und holte die Kröte heraus; und dann verbrannte er sie zu Asche und ging damit an des Königs Hof. Da ließ er nun die Königstochter von der Asche einnehmen und als sie gesund war, verlangte er sie, wie es versprochen war, zur Gemahlin. Dem

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_122.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)