Seite:Keyserling Wellen.pdf/77

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Durchsichtigen und Grünen etwas, das lebt und sich bewegt, und das ist eben das Meer.“

„Ah so ist es,“ sagte Doralice wieder mit geschlossenen Augen, „mach das doch, Lieber.“

„Machen, machen,“ wiederholte Hans, „das ist es eben. Ich möchte wissen, wo Teufel mein Talent hingekommen ist, es war doch da.“

„Bin ich daran schuld?“ fragte Doralice ruhig und schläfrig.

Hans antwortete nicht sogleich. Er lag da und starrte zum Himmel auf und dachte nach. Ja, wie war das denn? und er begann langsam zu sprechen, wie zu sich selber: „Schuld, eine Schuld kann da nicht sein, aber das ist es, du nimmst jetzt in mir einen so großen Raum ein, daß das Talent nicht mehr Platz hat. Natürlich, das ist es. Du bist doch in mein Leben hereingekommen wie ein Wunder und noch bist du jeden Augenblick ein unbegreifliches Wunder. Wie soll da etwas anderes Platz haben. Immerfort ein Wunder zu erleben, strengt an.“

– „Und glaubst du,“ unterbrach ihn Doralice ein wenig gereizt, „es strengt nicht an, immer, den ganzen Tag, ein Wunder zu sein?“

Hans lachte gutmütig: „Laß es gut sein, ich gewöhne mich schon an das Wunder.“

Empfohlene Zitierweise:
Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)