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noch einer und Stibbe trug jemand, er trug Lolo, die ganz bleich war und die Augen geschlossen hielt, ihr Haar schwer und feucht hing lang über den Arm des Fischers herab.

„Die haben wir nun aufgefischt,“ sagte Stibbe, „da weit draußen, die wollte nicht mehr zurück. Was ist denn das für ein Nachtfisch, sagte ich zu Andree, und wir sind ihr nachgefahren. Ach, die lebt schon, die lebt ganz gut. Nur Wasser hat sie geschluckt. Wo soll ich sie hinlegen? aha, da drin aufs Bett. Andree ist zum Bullenkrug hinauf, es der Mamsell zu sagen, damit sie sie holt.“

Lolo wurde auf das Bett gelegt, Stibbe wiederholte noch einmal: „die lebt ganz gut,“ dann gingen die Männer. Der Lärm hatte Agnes herbeigerufen und sie übersah sofort die Lage, machte sich über Lolo her, entkleidete sie, hüllte sie in Decken, rieb sie, immer schweigsam und mürrisch, nur einmal bemerkte sie: „Sie macht die Augen nicht auf, nicht weil sie nicht kann, sondern weil sie nicht will.“ Endlich beschloß sie einen heißen Tee zu kochen, Doralice sollte nur weiter reiben.

Doralice kniete am Bett und rieb die Glieder des regungslos daliegenden Mädchens. Lolo seufzte, schlug die Augen auf und schaute Doralice

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/198&oldid=- (Version vom 1.8.2018)