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neben sich hergehen lassen – wie – wie – einen Kranken? Aber das ist jetzt gleich. Sagen Sie – nein – hören Sie lieber – also meine Liebe … Gott, wie ruhig Sie sind!“

„Wenn ich Sie quäle, muß ich wohl gehen,“ versetzte Mareile, die Hände noch immer über die Blumen, wie über ein weißes Feuer, haltend.

„Gehen?“ wiederholte Günther. „Gehen – jetzt? Das wäre eine schlechte Tat – verstehen Sie das nicht – Mädchen – Frau!“

„Ja – wenn es wird, wie ich will, dann – dann – kann ich bleiben,“ meinte Mareile. Ein triumphierendes Gefühl beseelte sie. Sie glaubte auf einer gefährlichen Höhe zu stehen, auf der nur sie zu stehen vermochte. „Ich will eine Liebe, die niemandem etwas stiehlt, verstehen Sie? Eine Liebe, die nur Sie und ich haben. Das dürfen wir. Sie – in Ihrer Gesellschaft sind ja stark – Sie können ja kehrtmachen. Und ich, ich bin auch stark, wie man im Volke stark ist. Das kann dann schön sein.“

„Ich weiß nicht, was das ist,“ sagte Günther leise und verwirrt. „Was Sie wollen. So was gibt’s wohl nicht. Aber das ist ja egal. Sagen Sie ganz einfach, daß Sie mich lieb haben. Können Sie das?“

Mareile zog ihre Hände von den Blumen zurück und gab sie Günther, kühl und taufeucht. Ihr Gesicht war froh und ruhig, wie das Gesicht eines Menschen, der Heimatluft atmet. „Ja – ja – das kann ich,“ sagte sie. „Ich liebe Sie, Günther.“

Günther seufzte tief auf. „Ah – so – ja – dann ist’s gut.“ Eine friedliche Schlaffheit kam über ihn, wie sie am

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/91&oldid=- (Version vom 1.8.2018)