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Damen saßen um den runden Tisch und unterhielten sich ein wenig lässig. Den Kastrowschen Mädchen, mit den weiß und roten Pastellgesichtern, wurde es schwül in ihren enggeschnürten, weißen Besuchskleidern. Mareilens Erscheinen belebte die Gesellschaft, als läge in dem Orchideenduft, den sie verbreitete, etwas, das erregt und zu Kopf steigt. Der lange Prassawitz strich sich über seinen blonden Kaiser-Friedrich-Bart, ging auf Mareile zu und wich nicht von ihrer Seite, dabei lächelte er so einfältig entzückt, wie man, nach Günthers Behauptung, in Damengesellschaft nicht lächeln darf. Nach dem Diner setzten die Herren sich zum Whist, die jungen Damen spielten Chopinsche Walzer vor.

Mareile trat auf die Gartentreppe hinaus, sie erstickte da drinnen. Die Nacht war schwarz und lau. Ein leichtes Wehen brachte den Hauch nebeliger Wiesen, großer tauiger Flächen herüber. Mareile schritt langsam auf und ab. Sie hätte weinen können, so stark war ihr Empfinden. Unten vom Parkteich tönte der einsame Ruf eines Wasservogels herauf. Dieser Ton nahm für Mareile Bedeutung an. Er wurde zur Melodie ihrer Seele. In die schwüle, duftschwere Finsternis immer den einen Ton hineinrufen, mit dem ganzen Verlangen, das sich in der Nachtstille hervorwagt. Mareile blieb stehen, streckte ihre Arme in die Dunkelheit hinein. Sie fühlte es, Günthers Seele war bei ihr, es war, als stände er neben ihr, schnell und heiß atmend, als striche sein Verlangen wie eine warme Hand über ihren Körper. Der Mond stieg über den Parkbäumen auf und warf die Schatten tintenschwarz auf die Terrasse. „Warum kam Günther nicht?“ dachte Mareile. Sie stieg die Treppe

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/89&oldid=- (Version vom 1.8.2018)