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zu sein. Die Meierin kam und sprach von einer kranken Kuh. Beate öffnete widerwillig den Brief und las:

„Gnädige Frau Gräfin, Ziepe sagt, ich darf im Dorfe nicht bleiben. Er sagt, er muß mich rausschmeißen. Ich hab nur getan, was andere Mädchen hier auch tun. Wer is denn so heilig? Wohin soll ich denn gehn? Wie ’n räudiges Vieh soll ich hier raus, sagt Ziepe, der so aufgeblasen ist, daß er bersten wird. Gott geb’ es! Ich muß raus und die Eve Mankow darf bleiben und warten, daß der Herr Graf bei Nacht zu ihr rausfährt. Und dann prahlt das freche Mensch noch damit. Das ist Sünde. Ich fahre zu meiner Tante nach Stolpe, die wird christlicher sein als die Herrschaft. Adjö. Amélie Miller.“

Beate schaute auf. Die Meierin erzählte noch von der kranken Kuh. Das Zimmer lag im Lampenschein friedlich und wohl verwahrt da … und doch etwas Fremdes, Entsetzliches war hereingekommen, war da. Beate fröstelte. Hastig mit zwei Fingern faßte sie den Brief und warf ihn in den Kamin. Wie das Papier aufflammte, wie es sich krümmte und wand! Jetzt war nur ein wenig schwarzer Staub übrig, der eilig in den Schlot hinauffuhr. Bleich lehnte sich Beate in den Sessel zurück. So – war’s vernichtet – das – dem sie mit ihren Gedanken zu nahen – nicht wagte.

Erst als sie schlaflos im Bette lag, konnte sie dem Entsetzlichen nicht entrinnen. Sie sah beständig Eve Mankow vor sich, das große, hochbusige Mädchen, mit den grellen Augen. Ekel schüttelte sie; Ekel vor ihrem eigenen Körper, der wie Eve nach Günther verlangte, der Günther dasselbe bot, wie Eve. – Beate fuhr auf, als müßte sie etwas abwehren,

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)