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„– So – der Beckmann ist dein Dienerideal? – Gott! mit dem dummen Gesicht!“

Als Peter seinem Herrn das Beinkleid reichte, nahm er ein anderes Thema auf: „Schön is hier! Das Haus, der Garten. Alles gehört uns!“

„Ja,“ meinte Günther und hielt im Ankleiden inne, um seine Bemerkung Peter eindringlich mitzuteilen: „Wie dieser Anzug. Alles weich – lose. Nicht? Und die Uniform war steif – und eng. Nun also. Wenn man den Dienst aufgibt und nach Kaltin zieht, dann zieht man eben die Uniform aus und dies hier an!“

Peter war voller Bewunderung: „Wie spitzig der Herr Graf das sagen! Ja, so ’n Kopf, wie unser Graf! Aber so stramm war unser Dienst nicht.“

„Ach was, Dienst! Das Leben, verstehst du? Die Zeit vergeht und noch zu wenig, zu wenig …“

„Weiber,“ half Peter ein.

„Ja, auch das. Das ist vorüber. Hier ist Ruhe.“

„Gott sei Dank,“ schloß Peter die Unterhaltung.

Günther war fertig und stellte sich vor den Spiegel. Er sah gut aus, er konnte zufrieden sein: die matte Gesichtsfarbe, das schwarze Haar seiner italienischen Mutter, die braunen, blanken Frauenaugen mit den langen Wimpern, die Lippen so rot wie bei Knaben, in denen die Jugend noch wie ein Fieber brennt.

„Heute wieder wunderbar,“ meinte Peter.


„Sie hat auf mich gewartet,“ dachte Günther, als er in den Gartensaal trat und die zwei Gedecke auf dem Frühstückstische sah. Eine behagliche Rührung ergriff ihn bei diesem

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)