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niedergeschlagen über den beschneiten Hof der Inspektorswohnung zu.

Günther schritt im Gartensaale auf und ab. Mareilens Brief erregte ihn; es wehte ihn daraus so wundersam heiß an. Wie in einer Vision sah er Mareile auf dem Felsen von Bordighera stehen und ein leuchtendes Meer ansingen, und zwar eine seltsam veränderte Mareile, wild, frei, triumphierend, die sich stolz und froh ihrer Schönheit und ihrer Sinnlichkeit bewußt wird. Daß er, Günther, das nicht besitzen konnte! Der verdammte Hans Berkow!

„Daß sie so schreiben kann,“ sagte Beate. Seneïde zuckte die Achseln.

„Und die gute Ziepe liest uns das alles ganz andächtig vor,“ meinte die Baronin.

„Und das mit dem Kleide, wie unangenehm das klingt,“ bemerkte Seneïde, „daran ist dieser Herr Berkow schuld.“ Die Damen sahen sich an und lachten.

„Mir,“ fuhr Günther auf, „mir gefällt der Brief. Mareile ist ein schönes, starkes Geschöpf, und sie erfreut sich an sich selbst – und an der Welt – und an ihrer Freiheit.“

„Ich bitte Sie, welche Freiheit?“ warf Seneïde ein.

„Nein, lieber Sohn,“ sagte die Baronin. „So kann man nicht schreiben, das schickt sich nicht.“

Günther schwieg ärgerlich und setzte seine Wanderung durch das Gemach fort. Noch als alle sich zur Ruhe begeben hatten, schritt er sinnend auf und ab. Es war sehr still um ihn, nur die große englische Uhr des Eßsaales sprach zu der kleinen Bouleuhr des Gartensaales herüber. Das Parkett knackte unter Günthers unruhigen Füßen.

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)