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Hans Berkow nicht alles an Berliner Luft mitbrachte! „Studien,“ berichtete Hans. „Ich wollte euer brutales Licht studieren, dicke Bauernmädchen. Das ewige Malen von Berlinerinnen macht den Pinsel flau.“

„Wo wohnst du? Warum bist du nicht bei uns?“

„Es ist nicht angenehm, der unvermeidliche Berkow zu sein. In Berlin ist er – in Kaltin wieder.“ Das Gesicht hatte so regelmäßige Züge, daß es zuerst leer und starr erschien. Rotes Haar in kurzen Locken bedeckte wie eine Kappe den Kopf. Die enzianblauen Augen mit den roten Wimpern aber waren es, die dem Gesicht seine überraschende Schönheit gaben. „Ich wohne in einem Waldkruge. Schöne Bäume. Auch die Familie Mankow ist malerisch. Die Tochter Eva – eine gute Studie in Rot.“

„Dort kannst du nicht bleiben,“ meinte Günther.

„Ja – wenn du was für mich tun willst –“ Hans blinzelte mit den roten Wimpern nachdenklich zur Sonne auf. „Du hast da so ’n altes Schloß. Süperb vermoost. Wenn du mir gestatten würdest, dort –“

„Aber natürlich.“

„Danke.“

Eine Weile schwiegen beide. „Die schöne Mareile ist heute bei euch angelangt,“ begann Hans wieder. „Du bist gut unterrichtet,“ meinte Günther. „Bist du deshalb hier?“

„Ja – auch.“ Berkow wälzte sich, wie im Bette, auf die andere Seite herum. „Ja – Mareile ist gut – nicht?“ sagte er langsam. „Wenn sie sich ein wenig zurückbiegt –, dann die Linie den Busen hinauf zum Halsansatz –, das vergißt

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)