Günther wollte wirtschaften. Er ging auf das Feld hinaus. Es wurde gemäht. Brusttief regten sich die Leute in den Halmen, wie in knisternder, gelber Seide. Ziepe stand dabei und schimpfte: „Du kleines, schwarzes Aas, heißt das Setzen? Du brauchst nur mit deiner Rotznase anzustoßen, dann purzelt die Bude um.“ Günther war sehr würdig und leutselig. „Hier ist ungleich gemäht,“ bemerkte er. „Haben die Leute auch zu trinken? Ich will, daß nichts versäumt wird.“ Er schritt an den Garben entlang, durch die Atmosphäre der heißen Ähren und heißen Menschen. Von einer Garbennehmerin, die hübsche Augen hatte, ließ er sich die Ackerwinden geben, die das Mädchen auf dem Strohhut hatte. Als er jedoch weiter dem Ellernbruch zuging, war er unzufrieden. Das müßte anders sein. Er müßte anders auf seine Leute wirken. Diese gleichgültigen Augen wollte er nicht. Teufel! Wenn man auf seine eigenen Arbeiter nicht wirkt, wo will man denn Effekt machen!
Im Ellernbruch fand Günther eine lange, bunte Gestalt im Grase liegen. Wie kam all das hierher? Der blau und weiß gestreifte Sommerflanell, das blauseidene Hemd, der rot und blau gestreifte Gürtel?
„Hans Berkow,“ sagte Günther.
„Morjen, Tarniff,“ meinte Berkow und gähnte. „Wie geht’s?“
„Was machst du hier?“
„Siesta. Nimm doch Platz.“
Günther setzte sich auf das Moos. Was der Anblick von
Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)