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„Was stehst du und guckst mir auf die Nase?“ fuhr er Peter an. „Aha!“ dachte Peter und ging.

Der Brief enthielt wenige Zeilen von Mareilens Hand. „Ich bin in unserem Häuschen, und ich erwarte Dich heute abend. Was auch wird, ich muß dich sehn.“ Günther legte den Brief vor sich auf den Tisch und schaute wieder auf den Hof hinaus. Aus diesen Schriftzügen schlug ihm jene schwüle Liebesluft entgegen, die ihn einst so beglückt hatte und die zu atmen ihm jetzt weh tat. Es war ihm, als wollte jemand ihn aus der Ruhe seines kühlen Zimmers hinauslocken auf eine abenteuerliche, heiße Wanderschaft. Schon der Gedanke daran machte ihn müde. Nein, nur das nicht. Er konnte nicht zu Mareile gehen. Er wollte ihr schreiben. Natürlich mußte es ein Wort sein, das wie das Schlußwort einer Tragödie klang; etwas wie ein schwerer, schwarzer Vorhang, der auf ihre Liebesgeschichte niederfällt. Gut! Aber was denn? Er fühlte sich so faul! Eben noch hatte er so gemütlich den Enten zugeschaut, und nun kam dieses. Er ging an den Schreibtisch und begann zu schreiben: „Liebe Mareile! Ein großer Mann hat gesagt …“ – Er besann sich. Welcher große Mann – und was hat er gesagt? Das war nichts. Er zerriß das Blatt. „Liebe Mareile!“ begann er wieder. „Alles, was wirklich schön ist – welkt – die Blume, die Jugend – die – …“ Unsinn, wieso? Wütend zerriß er wieder das Blatt. Gott, wie reich an Bildern und kostbaren Gedanken war er früher gewesen, und jetzt nichts. Wie war das doch – das mit den Festtagen des Lebens – und mit der Dämmerung, für die die stillen, weißen Frauen sind. Daraus ließ sich vielleicht etwas machen. – Nebenan

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/140&oldid=- (Version vom 1.8.2018)