es sprach und rief und stritt in ihr, bis sie todmüde, als käme sie aus einem Kampfe, ihr Zimmer aufsuchte, um schwer und traumlos zu schlafen.
Der November brachte starken Frost. Das Land war wie von Glas umsponnen. Die Bäume bogen sich unter der Kristallast. Der Gärtner band Seile an die Obstbäume und ließ sie von den Dorfbuben schütteln, dann regnete es klirrend von den Zweigen. Alles atmete auf, als Schnee kam. Die weiche, weiße Decke war doch behaglicher als die blanke Glaswelt.
Eines Tages hielt der Schlitten der Gräfin Blankenhagen vor dem Schloß. Die Gräfin selbst und die Fürstin Elise entstiegen ihm. Die lange, bedeutungsvolle Umarmung der Fürstin verletzte Beate. Sie war heute der Gräfin Blankenhagen für ihre laute, burschikose Lustigkeit dankbar. Man sprach von der Nachbarschaft. Immer noch wurde in Grumbnitz schlecht gewirtschaftet, immer noch war Frau von Hallen auf Ternin eine geborne Lehmann, immer noch fand Frau von Scharf für Agnes keine Partie. Nach dem Diner setzte die Gräfin sich an das Klavier. Sofort griff die Fürstin Elise nach Beatens Hand, ihre Augen wurden feucht, und sie flüsterte leidenschaftlich:
„Meine Beate! Glaubst du, ich – – wir alle – könnten das ruhig mit ansehn, was hier vorgeht?“
„Ihr?“ wiederholte Beate. Alles in ihr schloß sich vor dieser Berührung, alles in ihr rief: Wache stehn. Niemand einlassen!
„Du weißt,“ fuhr die Fürstin fort, „nächst dir leide ich
Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/124&oldid=- (Version vom 1.8.2018)