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sind, so bleibt, meint Jul. Schmidt[UE 1], nur übrig, lokale Exhalationen elastischer Dämpfe anzunehmen, welche durch grosse Geschwindigkeiten ausgetrieben, kleine Räume der Mondscheibe für uns wolkenähnlich verdecken.

Das sind aber Seltenheiten, für gewöhnlich zeigt der Mond, falls er uns nicht durch irdische Dünste verdeckt oder verschleiert wird, schon dem unbewaffneten Auge ewig sein bekanntes weisses Licht und stets sind die Flecken mit gleicher Schärfe zu sehen. Hieran haben auch die grössten Fernrohre nichts geändert. Den Seleniten dagegen werden sich unsere Wolken an einer Trübung der Volvenscheibe verrathen, worauf sie ihnen immer einzelne, bald grössere, bald kleinere Flächen verdecken und verschleiern. Und da sich ihnen unsere Atmosphäre noch in anderer Weise offenbaren muss, so z. B. dadurch, dass sie die Lichtgrenze der Volvenphasen röthlich eingesäumt sehen, im Gegensatz zu denen des Mondes, die stets scharf ohne irgend eine Färbung sich uns zeigen, so darf man schliessen, dass unsern Nachbarn vom Monde die wahre Ursache dieser Verhüllungen wohl bekannt ist.

War Kepler aber überzeugt von dem Vorhandensein von Luft und Wasser auf dem Monde, so war er auch consequenterweise zu dem Ausspruch im letzten Theil seines Traums berechtigt, denn für unsere Erde ist er unzweifelhaft richtig: man erinnere sich z. B. nur der wohlthuenden Wirkung der Regenzeit in den tropischen Ländern.



Anmerkungen des Übersetzers

  1. J. F. Jul. Schmidt, ‚Der Mond‘, Leipzig 1856. S. 38 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_183.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)