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Bei der Volvenverfinsterung tritt eine wirkliche Beschattung der Volva durch den Mond ein; für uns ist dann Sonnenfinsterniss und wir haben gesehen, dass diese nur immer für einen bestimmten Ort der Erde sichtbar ist, also auch vom Monde aus nur immer eine kleine Stelle, da wo gerade die Finsterniss eintritt, verdunkelt erscheinen kann. Da der Mondschatten nur wenig länger ist, als die mittlere Entfernung des Mondes von der Erde, so wird es sich in der That wohl meistens ereignen, dass die Seleniten von einer Volvenverfinsterung nichts gewahr werden, während wir noch eine partielle oder ringförmige Sonnenfinsterniss beobachten.


133.


Für die Antipoden der Bewohner der subvolvanen Mondhemisphäre, die Privolvaner, existirt die Volva gewissermassen nicht, sie kann also auch auf ihrem Gebiete weder eine Beschattung, noch für dasselbe eine Bedeckung erzeugen. Und da für den Mond dieselben Finsternisse statthaben, wie für die Erde, so müssen diese für die Subvolvaner annähernd das Doppelte der für die Erdbewohner betragen, die die Subvolvaner alle während ihrer langen Tage und Nächte sehen. Man kann sich diese Erscheinung an der Hand der Fig. 20 veranschaulichen.


134.


Erhellt schon zum Theil aus N. [184] nebst Commentar.

Da der Kernschatten des Mondes die Erde gar nicht oder nur mit der Spitze trifft, der Halbschatten aber nur geringe Trübungen, ähnlich wie grössere Wolkenschichten, auf der Erdscheibe erzeugt, so werden die Mondbewohner nur höchstens einen kleinen, dunklen Punkt gewahren, d. h. diejenige Stelle, von wo aus auf der Erde die Sonnenfinsterniss zu sehen ist.

Der röthliche Rand des Fleckens rührt von den durch die Atmosphäre abgelenkten Sonnenstrahlen her, ähnlich wie dies bei der Verfinsterung der Mondscheibe der Fall ist [s. C. 131]. Dieser Punkt nun wird sich auf der erleuchteten Erdscheibe fortbewegen, conform dem in seiner Bahn fortschreitenden Monde und zwar, da sich dieser von Westen nach Osten bewegt, von Osten nach Westen. Die Zeit, während welcher die Mondbewohner den schwarzen Fleck über ihre Volva hinlaufen sehen, wird gleich sein der ganzen Dauer einer totalen Sonnenfinsterniss, d. h. also vom Eintritt bis zum Austritt des Mondes. Kepler giebt diesen Zeitraum auf 4 unserer Stunden an; es dürfte aber ausserordentlich schwierig sein, für einen bestimmten Ort ganz genau die längste Dauer unter den denkbar günstigsten Umständen zu bestimmen, man wird dies wohl nur praktisch entscheiden können. Für die längste Dauer der Totalität

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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_151.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)