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Mond ungefähr 3–4 Tage ganz unsichtbar bleibt. Die erste und letzte feine Sichel wird eben durch die Strahlen der Sonne verdeckt; s. C. 165. [223].

Auf dem Monde dagegen wird das erste Erscheinen der Volvasichel viel früher, resp. das Verschwinden derselben viel später stattfinden, einentheils wegen der soviel grösseren Volvascheibe und dann wegen des Mangels einer Atmosphäre auf dem Monde, wodurch der blendende Einfluss der nahen Sonne, der optische Grund Keplers, aufgehoben wird. Ganz unsichtbar wird die Volva also nur im Moment der astronomischen Neuvolva sein, und auch dann noch wird die ganze Scheibe im sogn. aschgrauen Lichte [s. C. 141] erglühen, welches freilich, als von dem soviel kleineren Erdmond herrührend, nicht so intensiv als das unseres Mondes sein kann, indessen auch durch den Fortfall der Sonnenblendung gewinnen dürfte.


106. [143.]


Siehe auch C. 63. Kepler demonstrirt diesen Vorgang wieder an der schon in N. [117] benutzten Zeichnung, s. Fig. 15 auf S. 85.

Wenn als Anfang des Tages der Zeitpunkt gilt, wo die Sonne zuerst im Horizont erscheint und zugleich der Mond in L die erste Quadratur durchläuft, wenn also der Winkel SLC der Verbindungslinie des Mittelpunktes des Mondes L mit dem Mittelpunkt der Sonne S und der Erde C ein rechter ist, so wird auch der Winkel SGL der Tangente SG nahezu ein rechter sein. Die aus dem Mittelpunkt der Sonne an die Oberfläche der Erde gezogene Tangente ST bezeichnet in dem Berührungspunkt T den Punkt, wo die Sonne im Horizont erscheint; aus demselben Grunde erscheint in dem Orte G des Mondes, der von SG berührt wird, die Sonne im Horizont und eine rechtwinklig aus dem Mondmittelpunkt L durch den Berührungspunkt G nach der Erde gezogene Linie wird den Scheitel jenes Mondpunktes bezeichnen. Mithin befindet sich für diejenigen Mondbewohner, denen die Sonne im Horizont steht, die Volva im Scheitel, d. h. jene haben dann Tagesanfang.


107. [144.]


Dagegen werden in der Gegend, deren Bewohnern zur Zeit des Viertels die Volva im Horizont erscheint, wie in O, die Strahlen CO aus dem Mittelpunkt der Volva die Oberfläche des Mondes berühren und die aus dem Mittelpunkt L des Mondes durch diesen Berührungspunkt O gezogene Linie LO macht den Winkel O zum Rechten [d. h. sie bildet mit der Linie OC einen rechten Winkel], wenn also dieser Berührungspunkt auf einem nahezu grössten Kreise des Mondkörpers

Anmerkungen (Wikisource)

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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_132.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)