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der Musen, oder die Astronomie aus der der Wissenschaften im Sinne hatte.

Hätten die Nordländer nicht wegen der Kälte mit vielen Entbehrungen zu kämpfen, so müsste ich glauben, dass sie geschickter als andere für die Astronomie seien, weil die Unterschiede von Tag und Nacht, welche zur Ausübung der Astronomie einladen, bei ihnen am grössten sind; s. C. 21.

[37] Hält man sich an die Musen, so haben alle übrigen einen Zug von Eitelkeit. Auch die Wissenschaften sind mit Fehlern behaftet: die Physik hat es auch mit den Giften zu thun, dessen gewissenslose Anwendung Giftmischer zeitigt, die Metaphysik, aus verkehrtem Eifer ergriffen, macht aufgeblasen, verwirrt die gemeinchristliche Lehre mit übergrossen und beschwerlichen Difteleien, die Ethik empfiehlt einen nicht überall angebrachten Edelsinn, die Astrologie begünstigt den Aberglauben, die Optik täuscht, die Musik leistet Liebeleien, die Geometrie der Vergewaltigung, die Arithmetik dem Geiz Vorschub. Aber ihr Sinn ist besser, insofern als sie an sich alle gutartig und unschuldig sind (und daher nicht jene abtrünnigen und bösen Geister, die mit Magie und Wahrsagerei zu thun haben und denen ihr eigner Patron Porphyrius [UE 1] das unwiderlegliche Zeugniss der Grausamkeit und Verschuldung gegeben). Am reinsten aber ist die Astronomie auf Grund der Eigenthümlichkeit ihres Gegenstandes.

[38] Wenn ich mich frage, welchen Grund ich für diese Zahl gehabt habe, so kann ich nicht mehr vorbringen, als dass ich ebensoviel Buchstaben oder Schriftzeichen in den Worten: Copernicus’ Astronomie fand und dass es ebensoviel Conjunktionsformen zwischen 2 Planeten giebt, die der Zahl nach 7[UE 2] sind. Und dazu kam in erfreulicher Weise, dass es ebensoviel Würfe bei je 2 kubischen Würfeln giebt, denn bei der Basis 6 ist 21 die trigonische Zahl.

Die Allegorie der Beschwörung ist aus Delrio und dessen Magie entnommen; s. N. [28].

Kepler beginnt hiermit eine geistvolle Allegorie zur Verherrlichung der Göttin Urania, durch deren Gunst wir die Offenbarungen seines Traumes vernehmen sollen. Unter allen Wissenschaften ist für ihn allein die Astronomie ohne Mängel, ihr Genius regiert alle anderen

Wir finden diesen Gedanken mehrfach in seinen Werken ausgesprochen. Man erinnere sich des Titelkupfers, den Kepler seinen Rudolphinischen

Anmerkungen des Übersetzers

  1. Anhänger der Sekte der Neuplatoniker.
  2. s. C. 72.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 038. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_066.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)