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Volva 15 mal so gross ist94. Für die aber, denen die Volva immer am Horizont steht, hat sie die Gestalt einer in der Ferne glühenden Kuppe95.

Wie wir nun die Oerter auf der Erde nach der grösseren oder geringeren Polerhebung unterscheiden, wenn wir auch den Pol selbst nicht wahrnehmen, so dient ihnen [den Mondbewohnern] zu demselben Zweck der Stand der Volva, welche überall und immer sichtbar ist und an den verschiedenen Oertern eine verschiedene Höhe hat96. Einigen steht sie nämlich, wie schon gesagt, gerade im Scheitel, Anderen erscheint sie nach dem Horizont herabgezogen, den Uebrigen zwischen diesen Stellungen; für jeden Ort aber hat sie eine ganz bestimmte feststehende Höhe97. Auch Levania hat seine eignen Himmelspole [Weltpole], die aber nicht mit unsern Weltpolen zusammenfallen98, sondern in der Höhe[BN 1] der Pole der Ekliptik liegen. Diese Pole des Mondes nun durchwandern in einem Zeitraum von 19 Jahren unter dem Sternbild des Drachen und den gegenüberliegenden des Schwertfisches, des fliegenden Fisches und der grossen Wolke kleine Kreise um die Pole der Ekliptik, und da diese Pole ungefähr um einen Kreisquadranten [90°] von der Volva entfernt sind, so kann man die Oerter sowohl nach den Polen, als auch nach der Volva bestimmen und es ist klar, dass die Mondbewohner es in dieser Beziehung weit bequemer haben, als wir: die Länge der Oerter beziehen sie nämlich nach ihrer unbeweglichen Volva, die Breite sowohl nach ihrer Volva, als auch nach ihren Polen, während wir zur Längenbestimmung nur die sehr missachtete und wenig genaue magnetische Deklination haben99.

Für die Mondbewohner steht die Volva fest, wie mit einem Nagel an den Himmel geheftet, unbeweglich am selben Ort100, und hinter ihr ziehen die Gestirne und auch die Sonne von Ost nach West vorüber; in jeder Nacht ziehen sich einige Fixsterne des Thierkreises hinter die Volva zurück und tauchen am entgegengesetzten Rande wieder auf101. Aber

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  1. Seite 13 Zeile 15 von oben lies Nähe statt Höhe. [Druckfehler-Berichtigung S. 186.]
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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 013. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_041.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)