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Zeit lang verkehren soll, doch auch gern den äusseren Menschen kennen lernt, so dürfte eine Schilderung des Kleides, in welchem unsers Keplers letztes Werk in die Welt trat, vielleicht nicht unwillkommen sein.

Die Originalausgabe des ‚Somnium‘ von 1634 ist ein mässig starker Band in Gross-Quart, dessen hübscher und deutlicher Druck Bewunderung erregt. Die Schriften sind die Antiqua und die Cursiv in verschiedenen Graden, erstere vorzugsweise für den Text, letztere für die Noten, und nach Sitte der damaligen Zeit sind die einzelnen Abschnitte mit Randleisten, Versalien und Initialen – der Buchstabe D in der Dedication ist eine Probe – geschmückt. Auch bei genauerer Besichtigung der Technik des Druckes macht die Ausführung einen durchaus gleichmässigen Eindruck und da auch das Papier durchweg von derselben Art ist, so hält es schwer, festzustellen, welche Theile wohl in Sagan und welche in Frankfurt gedruckt sein mögen.

Vergleicht man eingehend diejenigen Bogen, welche unzweifelhaft von dem Sohne in Frankfurt besorgt sind: das Titelblatt, die Dedication und den Appendix, mit denen des eigentlichen Traums, so findet man sehr wenig Unterschied in den Lettern; dagegen macht die Cursivschrift in der beigegebenen Uebersetzung des Plutarchschen Buches einen glatteren Eindruck, und nähert sich in ihrer mehr verschnörkelten Art eher der Hoffmanschen Type, die im Anfang des XVII. Jahrhunderts in Frankfurt sehr gebräuchlich war, während die Type des Traums mehr den Guramondschen Schnitt aufweist; doch kommen auch wieder Charaktere der einen und der anderen Art in beiden Theilen vor, so dass man auch hieraus einen einigermassen sicheren Anhalt nicht gewinnt.

Nur aus dem Umstande, dass die Drucklegung eine verschiedene ist, insofern als die Noten zu dem Traum in geordneter Folge hinter den Text gesetzt sind, während diejenigen zum Plutarch theils zwischen dem Text, theils am Rande daneben stehen, könnte man vielleicht die Vermuthung folgern, dass diese Beigabe [ausser also den schon gedachten Stücken] ebenfalls in Frankfurt gedruckt ist. Für Sagan bliebe dann der Traum nebst Noten übrig. Der Druck ist wahrscheinlich erst im Jahre 1630 begonnen, bis zu welcher Zeit Kepler an den Noten arbeitete, jedenfalls nicht vor 1629, in welchem Jahre nachweislich die erste Druckerpresse in Sagan[1] aufgestellt wurde.

Diese Originalausgabe nun habe ich meiner Uebersetzung zu Grunde gelegt. Lange habe ich Keplers geniales Werk zum Gegenstand meines Studiums gemacht und je mehr ich mit dem hohen Werth desselben bekannt

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite XVIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_022.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)
  1. Durch Wallenstein; s. u. a. Kästner IV, S. 298, 303, 305, 337.