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die Hühner verzaubert habe, Ihr dürft aber auch nichts von dem Versprechen, das Ihr mir jetzt gegeben habt, erzählen, es mag Euch darum fragen wer will. Ihr müßt so machen, als ob Ihr von alledem keine Ahnung hättet! Wenn Ihr auch das vollbringt, dann kann ich dem hohen Padischah versichern, daß Ihr die leibhaftige Verschwiegenheit seid und daß man auf Euer Versprechen bauen kann!“

Anastasius nickte freundlich zustimmend zu der Rede, bedankte sich bei dem Herrn Kollegen für seine Mitteilungen und der türkische Zauberer empfahl sich, die Hände über die Brust gekreuzt, mit einer so tiefen Verbeugung, daß sein Turban den Boden berührte. Als er aber draußen war, da rieb er sich die Hände vor Vergnügen. Was das für ein dummer Kerl war dieser Anastasius! Ganz ahnungslos war er ihm in die Falle gegangen! Also das eine war sicher, der würde nie und nimmer Zauberfürst des osmanischen Reiches werden! Wenn er sein Versprechen wirklich halten würde, nun, dann sah der Gesandte mit eigenen Augen, wie machtlos dieser angeblich allmächtige Herr in Wirklichkeit war, wenn er nicht einmal den Hühnern eine so natürliche Sache wie das Eierlegen beibringen konnte! Und hielt er sein Versprechen nicht, nun dann hatte er eben die Prüfung nicht bestanden; ein Mann, der sein feierliches Versprechen nicht halten konnte, war eben nicht würdig, das Vertrauen Seiner türkischen Majestät zu genießen. Ob so oder so, der Mann war geliefert, der Gesandte würde ohne ihn zurückreisen und Zauberfürst würde niemand anderer als er selbst werden. Hochbefriedigt über seine Schlauheit ging er in die Stadt und da in das Gasthaus zur „Säumerglocke“. Dort winkte er der Wirtin und ließ sich heimlich in das Hinterzimmer einen Schweinebraten und einen Kännlein Wein bringen, trotzdem der Prophet Mohammed seinen Gläubigen den Wein streng verboten hat.

In den Gassen der Stadt erhob sich aber bald ein großes Klagen und Jammern.

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Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.pdf/90&oldid=- (Version vom 28.12.2023)