„Ei steh da, Meister Fridolin, wo kommt denn Ihr daher? Habt Ihr nicht den elenden Kerl, den Henker, gesehen? Er hat sich mir ins Haus geschlichen und ich habe nur die Hunde auf ihn geholt; und jetzt ist er mir entwischt – habt Ihr ihn nicht gesehen?“
Nein, Fridolin wußte nichts vom Henker – er sah nur erstaunt an sich herunter. Er war wieder schwarz vom Kopf bis zum Fuß. Das war also die wundertätige Wirkung des Ringes gewesen!
Als der Kaminfeger ein Weilchen später seinem eigenen Häuschen zuschritt, überdachte er seine Erlebnisse und zählte die Farben zusammen, die er alle durchprobiert hatte – richtig, Weiß und Braun, die fehlten noch! Es wäre wohl ganz hübsch gewesen, durch die warme Sonnenglut wie ein Schneemann zu wandeln, ohne zu zerschmelzen, oder braun wie ein Reh daherzuspringen. Doch wer weiß, was ihm dabei noch alles widerfahren wäre! Solche Dinge konnten ihm in seinem schwarzen Gewande nicht passieren, dachte er und strich sich zufrieden lächelnd über den rußigen Ärmel.
Als er am nächsten Tag den Ring zurückbrachte, sagte Anastasius lächelnd:
„Behaltet ihn nur ruhig als Andenken! Er hat seine Schuldigkeit getan und hat Euch aus Lebensgefahr gerettet. Seine Zauberkraft ist damit erloschen, oder nein, doch nicht ganz! Wenn Euch wieder einmal der Ärger über Eure schwarze Farbe überkommt, so braucht Ihr nur den Ring anzuschauen und Ihr werdet gleich zufrieden sein. Verlaßt Euch darauf!“
Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/67&oldid=- (Version vom 21.5.2018)