riß er die Augen auf, aber er sah nichts, gar nichts! Aber seine Nase witterte einen wohlbekannten Geruch – kein Zweifel, er war in einem Kamin. Mit ein paar Griffen nach links und rechts, nach oben und unten fand er sich rasch zurecht; er kannte ja jeden Stein in allen Rauchfängen der Stadt und so war ihm im Augenblicke klar, daß er sich im Hause des Stadtarztes befand. Von unten her hörte man im Wasser plantschen und Geschirr klirren. Aha, die Veronika wäscht gerade Teller, Schüsseln und Töpfe, es mochte ja jetzt so um ein Uhr herum sein, also nach dem Mittagessen, das Fridolin über seinen farbigen Abenteuern glücklich versäumt hatte. Nun, das machte nichts aus, das ließ sich noch nachholen. Doch vorerst mußte er jedenfalls wieder ans Tageslicht! Er tastete sich also nach unten und öffnete mit kundiger Hand die eiserne Tür des Rauchfanges, die, wie er wohl wußte, in den schmalen Gang neben der Küche führte.
Aber die Veronika hatte doch das Geräusch im Kamine gehört und war, einen mächtigen Krug aus bemaltem Steinzeug abtrocknend, in die Küchentür getreten.
„Alle guten Geister, der Leibhaftige!“ schrie sie im nächsten Augenblicke auf und ließ den schönen Krug auf die Steinfliesen fallen, daß die Scherben nur so flogen.
„Aber sei doch vernünftig, Vroni, das bin doch ich!“, so rief ihr der Kaminfeger nach; aber der Ruf erreichte das Mädchen nicht mehr, die war
Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/65&oldid=- (Version vom 21.5.2018)