eiergoldgelbkuchen – –“ da faßte ihn Anastasius unversehens bei der Schulter, murmelte etwas vor sich hin, drehte ihn mit einem kräftigen Stoß wieder zur Tür hinaus und siehe da! Wo gerade ein himmelblauer Kaminfeger hineingelaufen war, da kam ein goldgelber mit derselben Schnelligkeit wieder heraus.
Also, war jetzt die Welt schön! Wie eine auf Erden wandelnde zweite Sonne kam sich Meister Fridolin vor oder zumindest wie der lebend gewordene Turmhahn der Stadtkirche!
Schade, daß die meisten Freuden auf dieser Welt von so kurzer Dauer sind! Schon von weitem sah er zwei Handwerksburschen des Weges kommen und freute sich schon über die Maßen, wie ihn die beiden beschauen würden. Das taten sie auch weidlich und blieben mit offenen Mäulern stehen, um das herankommende Wunder aufmerksamer betrachten zu können. Als aber der goldgelbe Kaminfeger schon ganz nahe vor ihnen stand, da rief der eine:
„Bruder Schuster, weißt du, wo der her ist? Aus dem Schlaraffenland kommt er, oder mich soll der Hahn wie ein Weizenkörnchen schlucken! Meine Muhme selig hat mir ja oft genug erzählt, daß man dort Kleider aus Eierfladen angemessen bekommt. Man spürt einen richtigen Hunger, wenn man den Kerl eine Weile anschaut! Weißt du was? Ich esse seinen Rock und du verzehrst seine Hosen! Wenn die Stiefel und die Leiter auch eßbar sein sollten, so wollen wir sie redlich teilen!“
Und mit einem fröhlichen Juchzer sprang er den armen Fridolin an und biß ihn kräftig in die Schulter, während sein Genosse dem Armen mit scharfen Zähnen in die linke Wade fuhr.
„Auweh!“ schrie der Kaminfeger, aber auch die beiden Handwerksgesellen brüllten nicht schlecht, denn das, was sie so wohlgemut angebissen hatten, das schmeckte gar nicht wie ein süßer Eierkuchen, sondern eher nach Ofenruß und Straßenstaub.
Je mehr der Mensch sich auf etwas gefreut hat, um so größer ist die Enttäuschung, wenn es dann anders kommt; und da er selten darnach fragt, ob er nicht etwa selbst der Schuldige sei, sondern
Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/62&oldid=- (Version vom 21.5.2018)