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und dann wieder „Stasi“ und meinten lachend, daß sich aus ihm zwei Mädchen machen ließen.

Auf so viel Spott und Hohn wußte der kleine Anastasius keine Antwort und kam darum tagtäglich in Tränen aufgelöst nach Hause. Seine Eltern aber mußten von früh bis spät um das liebe Brot arbeiten und hatten darum keine Zeit, sich viel um die kleinen Lebenssorgen ihres Buben zu kümmern.

So gingen die Jahre dahin und Anastasius fand es schon fast selbstverständlich, daß er gehöhnt und verspottet wurde. Bis eines Tages sein Onkel in dem kleinen Böhmerwalddorfe erschien mit der klaren Absicht, sich den Buben einmal anzusehen. Der war der Bruder seiner Mutter und hieß daher nicht gleichfalls Katzenschlucker, sondern führte den schönen Namen Ziehfreund. Seines Zeichens aber war er Zuckerbäcker in der Stadt Budweis. Wo die eigentlich lag, das wußte Anastasius nicht genau, gewiß aber war es weit, weit weg; und es mußte eine große und schöne Stadt sein mit vielen freundlichen und guten Menschen, die nicht gleich jedem armen Jungen auf der Gasse nachspotteten, weil er vom Schicksal einen häßlichen Namen vererbt bekommen hatte. Als daher der Onkel an Anastasius die Frage richtete, ob er mit ihm ziehen und sein Lehrling werden wolle, da war der ganz selig vor Freude und packte gleich sein Ränzel, aus lauter Sorge, den Onkel könnte seine Aufforderung noch gereuen.

Der Zuckerbäcker Karl Ziehfreund hatte einen schönen Laden auf dem Marktplatze in Budweis; und da er nicht geheiratet hatte, so dachte er beizeiten daran, daß das Geschäft nicht später einmal in fremde Hände komme, und darum wollte er sich in Anastasius seinen dereinstigen Nachfolger erziehen. Der wußte zwar nichts davon, aber er war reichlich zufrieden, einsam und zurückgezogen mit dem Onkel zusammen hausen und im übrigen alles lernen zu können, was ihn der Onkel lehrte.

So vergingen die Jahre. Und da er mit keinem Altersgenossen Freundschaft schloß und an Sonn- und Feiertagen stets nur in

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Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/6&oldid=- (Version vom 21.5.2018)