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mein Heer, das ich jetzt in die Kanne zurückschicken werde, jederzeit wieder rufen kann; und wenn’s not täte, so wäre es auch etwas schneller bei der Hand als heute!“

Damit klopfte er auf den Boden der Kanne und sogleich machte der ganze lange Zug Kehrt und marschierte wieder in den Krug hinein. Die großen Kerle, die ringsum standen, hatten ihnen kaum den Rücken gekehrt, so fingen sie auch schon an, zusehends kleiner zu werden. Es dauerte aber eine geraume Zeit, ehe das ganze Heer wieder in der Kanne verschwunden war. Nun saßen die beiden wieder allein in der weiten Halle.

„Wer hindert mich jetzt – – –“ begann der Ritter und wollte sich erheben.

„Euer Wort“, fiel ihm Anastasius in die Rede „und meine Macht!“

Und dabei drückte er mit der Rechten den Ritter in seinen Sessel zurück und nahm mit der Linken dessen Schwert an sich. Er wog es einen Augenblick in der Hand, schüttelte den Kopf und sagte:

„Mit diesem Ding da werdet ihr niemandem wehe tun. Sehet nur, wie weich es ist!“

Und dabei nahm er das Schwert bei Griff und Spitze und bog es zu einem artigen Ringlein zusammen. Dann erhob er sich, verabschiedete sich gar höflich von dem Ritter und ritt fröhlich zu Tale.


Der Raubritter hielt getreulich Wort und so war die Stadt von allen ihren Plagen befreit und Anastasius hatte sein Meisterstück getan. Die dankbaren Bürger überhäuften ihn mit Ehrungen und baten nur immer wieder, er möge bei ihnen bleiben und sich in der Stadt ansässig machen. Aus diesem Grunde boten sie ihm das schönste Haus der Stadt, gerade gegenüber dem Rathause, zum Geschenke an.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/53&oldid=- (Version vom 21.5.2018)