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Kuhhirten und Gänsemädchen. Und jedes stellte sich eilfertig auf so ein grünes Brettchen, das der Nußknacker in den Schnee gelegt hatte. Und dann griff der Mann im Pelz nach ihnen und jedes, das er anrührte, wurde im Augenblick klein wie ein Holzpüppchen, klebte fest an seinem grünen Brettchen und wurde in eine große Holzschachtel gelegt. Und als alles darin war, was im Dorfe gelebt hatte, stieg der Nußknacker wieder auf und lenkte den Schlitten die Häuser entlang; der Pelzmann aber griff nach ihnen und löste sie mit einer Hand leicht aus dem Boden wie unsereiner einen Schwamm im Walde, und darüber wurden die Häuser zu Häuschen, die Ställe zu Ställchen, so daß sie ganz leicht in die große Schachtel hineingeschichtet werden konnten.

Bald war von dem ganzen Dorfe nichts mehr übrig. Nur das Schneckenhaus stand unverändert da und an seinem Fenster lehnte Anastasius und guckte erstaunt auf die Dinge, die sich da begaben, ohne daß ihm auch nur eingefallen wäre, etwas dagegen zu unternehmen. Das war gewiß der Weihnachtsmann, der sich sein Eigentum zurückholte, da konnte auch ein Zauberer nichts dagegen machen. Und so sah er nur ruhig zu und war froh, daß man sich gar nicht nach ihm umsah, ja das ganze Schneckenhaus gar nicht zu bemerken schien.

Der Schlitten draußen war zur Abfahrt bereit. Schon schwang der Nußknacker die Peitsche, da schien er sich plötzlich auf etwas zu besinnen, legte sie wieder weg und holte unter dem Spritzleder einen großen Käfig hervor. Den öffnete er und zwei große Raben steuerten krächzend gerade auf das Schneckenhaus zu. Dann knallte die Peitsche, die weißen Hirsche zogen an und bald war der Schlitten im Silbernebel der Mondnacht verschwunden. Anastasius hörte noch eine Weile auf seinem Dache die Raben krächzen, dann zog er sich das Federbett über die Ohren und schlief ein.

Am nächsten Morgen weckte ihn wieder das Gekrächze der Raben. Er kleidete sich an, trat ans Fenster und blickte auf die endlose Weiße der verschneiten Mooswiese, die sich vor seinen Augen

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Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/39&oldid=- (Version vom 21.5.2018)