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und sprach laut mit sich selbst, um doch wieder eine menschliche Stimme zu hören. Manchmal hätte er am liebsten, verärgert wie er war, das ganze Dorf wieder klein gezaubert, aber dann konnte er sich doch wieder nicht davon trennen.

Inzwischen hatte der Winter seinen Einzug gehalten und es fing gewaltig an zu schneien. Soviel Schnee fiel, daß das ganze Dorf darunter verschwand und Anastasius nichts anderes übrig blieb, als seinen Zauberstab zu nehmen und den Schnee einfach weg zu zaubern, denn mit Schaufeln hätte man wochenlang arbeiten müssen, um sich aus diesen endlosen Massen herauszugraben. Aber kaum hatte er den Schnee glücklich weg, so fing er von neuem an in dichten Flocken zu fallen; und ehe der Morgen kam, war das Dorf wieder so tief im Schnee vergraben, daß er ihn von neuem wegzaubern mußte. Das hatte ihm wohl der Weihnachtsmann zur Strafe angetan, weil ihm Anastasius die Schachtel nicht zurückgegeben hatte! Zuweilen kam ihn auch die Reue an und er dachte wirklich daran, alles wieder gutzumachen; aber dann meinte er zu sich selbst, daß es ja mit dem Schnee gewiß nicht immer so fortgehen und daß der Weihnachtsmann sich gewiß schon andere Spielsachen verschafft haben würde.

Einmal in der Nacht glaubte er, im Schlafe ein silberfeines Glockengeläute zu hören. Er wachte auf und lauschte – es war kein Traum; und der helle Mondschein fiel durch das Fenster in sein Zimmerchen, es schneite also heute einmal nicht, zum ersten Male seit langer Zeit. Neugierig trat er ans Fenster, um zu sehen, wag da los wäre.

Auf dem Marktplatz stand ein großer offener Schlitten, der war mit zwei weißen Hirschen bespannt. Und die Hirsche hatten goldene Geweihe. Im Schlitten saß ein Mann mit langem Weißbart in einem dicken braunen Pelz und mit einer gleichen Mütze. Vom Kutschbock stieg gerade mit sehr eckigen, ungeschickten Bewegungen ein Mann herunter, der hatte einen schwarzen Zweispitz, einen blauen Frack, rote Weste und weiße Hosen; und wie ein Stock

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Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/37&oldid=- (Version vom 21.5.2018)