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das Reden gewöhnt, dachte Anastasius. Doch damit einmal angefangen würde, sprach er den ersten Menschen, der ihm entgegenkam, an und sagte ihm, daß heute schön Wetter wäre. Der aber ging an ihm vorüber, ohne seiner Worte zu achten. Darob etwas verdrossen, besann sich Anastasius, daß er ja eigentlich Hunger hätte. Und so trat er denn in den Bäckerladen und sagte dort sein Begehr. Das hübsche Landkind, das hinter dem Ladentische stand, nickte ihm freundlich zu und gab ihm das Gewünschte, doch ohne ein Wort zu sagen. Taub waren die guten Leutchen also nicht, aber scheinbar stumm, ein Fehler, der schleunigst beseitigt werden mußte. Und so schwang er denn, kaum daß er auf die Gasse getreten war, seinen Zauberstab und wünschte ihnen die Gabe der Sprache. Als er aber den nächsten Bauernjungen ansprach und sich, nur um etwas zu fragen, nach dem Wege zum Marktplatz erkundigte, gab ihm der nur mit Gebärden Antwort. Also stimmte schon wieder etwas n[i]cht mit seiner Zauberkraft! Das wurmte den guten Anastasius gewaltig und er versank in tiefes Grübeln, wie sich denn diesem Mangel abhelfen ließe.

Schwer den Kopf in Gedanken gesenkt, erreichte er den Marktplatz, den Blick immer fest auf den Boden gerichtet. Dabei fiel ihm auch ein, daß er noch keine Behausung für sich habe und daß es wohl das beste wäre, wenn er sich im Dorfgasthaus einmieten würde. Wie er gerade darüber nachdachte, sah er auf seinem Wege ein Schneckenhaus liegen. Es war ein selten schönes, schneeweißes Schneckenhaus und Anastasius bückte sich, um es genauer zu betrachten. Dabei sah er, daß es leer war. Da wurde auf einmal seine Miene heiter und vergnügt, er nickte schmunzelnd vor sich hin, schwang im nächsten Augenblicke seinen Zauberstab und wünschte sich, daß das Schneckenhäuschen hier auf der Stelle, mitten auf dem Marktplatze, schön fest wie ein wirkliches Haus am Boden ruhend sich weiten solle, daß es groß genug wäre für eine menschliche Behausung. Und dann wünschte er sich weiter, daß es eine Tür und zwei Fenster und einen Kamin und im

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Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/33&oldid=- (Version vom 21.5.2018)