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mitgenommen? Nun, mit Leuten eurer Art soll man es sich nicht verderben und so mögt ihr sie meinetwegen behalten. Also heraus damit, aber rasch, damit wir am Abend wieder zu Hause sind!“

Eine kleine Weile später rollte die Kutsche wieder bergab und Anastasius stand allein auf der weiten Heide. Ein ganz bedeutender Hunger meldete sich. Sollte er sich ein köstliches Mahl herbeizaubern oder sollte er zunächst einmal in der Holzschachtel nachsehen, ob nicht darin etwas Genießbares zu finden war?

Auf das Zaubern hatte er noch immer keine rechte Schneid, so entschied er sich denn für das letztere. Der Deckel ließ sich leicht heben – aber nein – da war nichts Eßbares darin, sondern etwas ganz anderes! Eine ganze Menge fein säuberlich geschnitzter Häuschen und viele, viele Holzfigürchen, Bauern und Bäuerinnen, Knechte und Mägde, Jäger und Hüterbuben – und alles schön sauber mit bunten Farben bemalt und auf grüngestrichenen Brettchen angeleimt, damit es einen festen Halt zum Stehen habe.

Merkwürdig! Anastasius war über diesen Anblick ganz der Hunger vergangen. Er hockte sich neben der Schachtel auf die Erde nieder und begann auszupacken, ja nicht nur das, er stellte alles fein säuberlich auf. An seine Kinderzeit mußte er denken, wo der Besitz solcher Spielsachen immer sein heimlicher, nie erfüllter Wunsch gewesen war. Und nun hatte ein unaufgeklärter Zufall ihm das beschert, was die Sehnsucht seiner Kindheit gewesen war. Ob er wollte oder nicht, er mußte sich auf die staubige Straße setzen und die Häuschen schön um die Kirche herumstellen und auf den Platz den Dorfpolizisten und dort auf den Weg, der ins Feld führen sollte, ein Dirndel mit ihrer Gänseherde. Und vor das Haus da, das grüne mit den gelben Fensterrahmen, da stellte er drei Bauern wie im Gespräch zusammen, und vor dem rosaroten stand die Bäuerin und schickte gerade die Knechte auf den Acker hinaus. Und der Bäckerjunge trug einen

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Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/31&oldid=- (Version vom 21.5.2018)