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des französischen Kenners Mr. Reiset. – Ein gleiches Bild im Madrider Museum. Das unsere ist eine Wiederholung. Vgl. Cr. u. Cav. VI, S. 407, Anm. 55. – Dem Petersburger Bild, von dem das Madrider Museum ebenfalls ein zweites Exemplar besitzt, fehlen die Männer zur Linken und die Landschaft zur Rechten. – Gegen die Eigenhändigkeit unseres Bildes: O. Eisenmann (Kunstchronik XVI, S. 653) u. a. Die Frage ist noch nicht ganz spruchreif. – Phot. Braun VIII, 7 und Phot. Ges.

Giulio Romano.

Giulio Pippi, gen. Giulio Romano. Geb. in Rom 1492, gest. in Mantua am 1. Nov. 1546. Hauptschüler Raphael’s. Thätig bis 1524 in Rom, hauptsächlich im Dienste Raphael’s; seit 1524 selbständig in Mantua.

La Madonna della Catina. 103. (95.) B 2.

Kniestück. Maria steht, nach rechts gewandt, an einem Steintische und hält mit beiden Armen ihren nackten Knaben, der vor ihr in einem Waschbecken (Catina) steht. Von rechts begiesst der kleine Johannes ihn aus einer Kanne mit Wasser. Josef steht hinter letzterem. Links aber, an grünem Vorhange, steht die heil. Elisabeth, welche ein Trockentuch mit beiden Händen empor hält.

Ital. Pappelholz; h. 1,61; br. 1,19½. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Nach Vasari (Ed. Mil. V, p. 545–546) in der mantuanischen Spätzeit des Meisters für den Herzog Federigo gemalt, welcher es der Isabella Buschetta schenkte. Vasari spricht zwar von vornehmen Damen im Hintergrunde und lässt Joseph und Elisabeth aus. Da er indessen das Hauptmotiv genau schildert und ein alter Stich (von Pietro Facchetti, Bartsch XVII S. 15. N. 1) das Bild schon mit Joseph und Elisabeth (als Werk Raphael’s) wiedergiebt, so ist zu vermuten, dass Vasari doch unser Bild meinte und nur in den Nebenfiguren irrte. – Neuere Stiche von J. J. Flipart ☼ I. 9 und von Aug. Hoffmann. – Phot. Braun VII, 2. – Phot. Ges.

Pan und Olympos. 104. (94.) D 4.

Der ziegenbeinige , krummnasige, spitzohrige, bockshörnige Pan sitzt links auf einem Felsblock, dem jungen Olympos zugewandt, der, von vorn gesehen, rechts neben ihm sitzt und die Hirtenflöte, die jener ihm reicht, in der Linken hält. Pan umschlingt mit seinem linken Arm den Nacken des Jünglings. Rechts vorn ein Lamm.

Ital. Pappelholz; h. 2,48; br. 1,87. – 1732 aus London als Michelangelo. So noch im Inv. 8° (N. 2308); im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 187 dagegen schon richtig als Giulio Romano. – Die Hauptgruppe mit leichten Veränderungen nach einer antiken Marmorgruppe, welche sich zu Giulio Romano’s Zeit noch in Rom befand, gegenwärtig aber dem Museum zu Neapel gehört.

Angeblich Polidoro da Caravaggio.

Pol. Caldara, geb. zu Caravaggio, entwickelt unter Raphael in Rom, thätig meist in Rom und Neapel, gest. zu Messina 1543.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/95&oldid=- (Version vom 20.8.2021)