Seite:Karl Woermann Katalog der Gemäldegalerie Dresden 1887.pdf/92

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Nach Raphael von Dionysius Calvaert.

Die heil. Cäcilia. 94. (82.) D 2.

Die edle Römerin steht in der Mitte des Bildes, hält die Orgel, die sie erfunden, gesenkt in beiden Händen und schaut verklärten Blickes zu den musicirenden Engeln empor, welche ihr in den Wolken erscheinen. Zu ihren Füssen liegen, besiegt, die alten Saiteninstrumente. Lauschend neben ihr stehen links der heil. Paulus und der Evangelist Johannes, rechts die heil. Magdalena und der heil. Geminianus.

Leinwand; h. 2,36 br. 1,48. – Um 1750 durch Guarienti vom Senator Bentivoglio zu Bologna. Die Angabe der Herkunft bei H. beruhte auf einem Irrtum. Vergl. des Verfassers Aufsatz in Thode’s „Kunstfreund“ I. 1885, S. 232– 234. Raphael hatte das Original, welches sich in der Pinakothek zu Bologna befindet, im Auftrage der Elena Duglioli für eine Kapelle der Kirche San Giovanni in Monte zu Bologna gemalt. Die Bestellung erfolgte 1513. Vollendet wurde das Bild erst gegen 1516. – Unsere Copie ist ein tüchtiges Werk des in Bologna in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts ansässigen vlämischen Meisters Dionigio Calvaert, von dem unsere Galerie unter N. 120 auch ein selbständiges Werk besitzt. – Phot. Braun VI, 4.

Nach Raphael von A. R. Mengs.

Der Prophet Jesaias. 95. (86.) D 1.

Er sitzt mit dem Mantel um’s Haupt auf mächtigem Steinthron, hält eine Schriftrolle mit hebräischen Buchstaben in beiden Händen und blickt nach links herab. Ueber ihm halten zwei anmutige nackte Knaben, die durch eine über ihre Schultern hängende Guirlande verbunden sind, eine Steintafel mit griechischer Schrift.

Leinwand; h. 2,45; br. 1,54. – Zuerst im Katalog von 1835. – Als Copist gilt, wie es scheint mit Recht, Ant. Raph. Mengs (1728–1779); vgl. N. 2160– 2163. Das Original ist das Frescobild in der Kirche San Agostino zu Rom, welches Raphael um 1512, vorübergehend durch Michelangelo beeinflusst, ausführte.

Nach Raphael von unbekannten Meistern.

„Die schöne Gärtnerin.“ 96. (85.) B 3.

Vor reicher Landschaft sitzt Maria, nach links gewandt, auf einem Felsen. Ein Buch liegt auf ihrem Schoosse. Mit beiden Händen hält sie den nackten Jesusknaben fest, der links neben ihr steht und glückselig zu ihr aufschaut. Rechts kniet der kleine Johannes und blickt zu Maria empor. Am Mantelsaum die Inschrift RAPHA . . LO . V . .

Eichenholz; h. 1,21½; br. 0,80½. – 1749 aus der Kaiserl. Galerie zu Prag. – Das Original aus Raphael’s florentinischer Zeit ist die „Belle Jardinière“ im Louvre zu Paris. Unsere gute Copie scheint niederländisch zu sein.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/92&oldid=- (Version vom 20.8.2021)