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Schüler gewesen, hatte sich hier aber selbständig zu dem Haupte der naturalistischen Richtung des XVII. Jahrhunderts weiterentwickelt. Thätig zumeist in Rom, Neapel und Sicilien.

Der Falschspieler. 408. (193.) F 1.

Kniestück. Zu beiden Seiten eines Spieltisches, auf dem Karten, Silber- und Goldstücke liegen, sitzen die beiden jungen Spieler. Derjenige zur Rechten, welcher sich mit dem rechten Ellenbogen auf den Tisch stützt, ist in die Karten vertieft, welche er in der Hand hält. Hinter ihm steht, in einen Mantel gehüllt, ein Helfershelfer seines Gegners, welcher diesem, indem er zwei Finger seiner Rechten erhebt, Zeichen macht. Der falsche Spieler zur Linken aber, welcher die auszuspielende Karte noch zaudernd hinter sich verbirgt, schaut fest nach seinem Helfershelfer hinüber.

Leinwand; h. 0,94⅓; br. 1,37⅓. – 1749 aus der K. Galerie zu Prag. – Berühmtes Bild des Meisters. Eigenhändige Wiederholung aus seiner späteren, dunkelschattigen Zeit, nach dem früheren Bilde im Palazzo Sciarra zu Rom. – Gestochen von P. Tanjé ☼ II, 28; radirt von J. C. Loedel. – Phot. Braun XII, 7.

Der heil. Sebastian. 409. (192.) F 1.

Kniestück auf nachgedunkeltem Landschaftsgrunde. Der Heilige, dessen Hände hinter seinem Rücken gebunden sind, sitzt, nur mit dem Lendentuche bedeckt, auf einem Steine. Ein Pfeil steckt in seiner rechten Brust, ein zweiter in seiner linken Seite. Sein Körper ist nach links gewandt, sein schmerzerfülltes Antlitz nach rechts empor gerichtet.

Leinwand; h. 1,26½; br. 0,98½. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. Nach H. damals als „Spagnoletto, was vielleicht richtiger.“ Doch schon im Modeneser Inventar von 1743 (Venturi p. 355) als Caravaggio; ebenso in allen alten Dresdener Inventaren und Katalogen, und in der That ist die Modellirung keineswegs diejenige Spagnoletto’s. Unbezweifelt auch in F. W. Unger’s und Jul. Meyer’s Verzeichniss der Werke Caravaggio’s, im Allgem. Künstler-Lexikon. Bd. I, S. 622 N. 80. – Phot. Braun VIII, 8.

Schüler und Nachahmer Caravaggio’s.

Lesendes Mädchen. 410. (196.) 36 d.

Brustbild. Das Mädchen sitzt an einem Tische, stützt den mit einem turbanartigen Tuche bedeckten Kopf in die Rechte und hält mit der Linken das Buch.

Leinwand; h. 0,75; br. 0,61½. – 1749 aus der K. Galerie zu Prag. – Erst 1856 wieder aus dem „Vorrat“. Ist nicht klar und fest genug für Caravaggio selbst.

Eine Wachtstube. 411. (194.) F 1.

Neun lebensgrosse Gestalten; bis auf die Füsse sichtbar. – Links an dem Tische sitzen zwei Paare und spielen Karten. Ein Mann im Helm und einer im Harnisch sehen ihnen zu. Rechts stehen die Männer am Tische und würfeln.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/191&oldid=- (Version vom 13.9.2022)