Seite:Karl Woermann Katalog der Gemäldegalerie Dresden 1887.pdf/160

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wellen lenkt. Oben schwarzer Grund. Unten über dem Meere ein goldroter Streif, wie Morgendämmerung.

Ital. Pappelholz; h. 1,29; br. 0,53½. – Inventar 1754, II 610. Damals als Werk eines unbekannten deutschen oder niederländischen Meisters. H. stellte es zu den zweifelhaften Bildern Sandro Botticelli’s , mit dessen Werken es jedoch nichts gemein hat. Lermolieff (S. 170–171) erklärt es mit Entschiedenheit für eine Arbeit Jacopo de’ Barbari’s. Indessen erscheint uns diese Benennung zu gewagt. Barbari’s Typen sind anders; und seine malerische Behandlung ist in der Regel weicher und flauer. Vergl. N. 57, 58, 59, oben S. 46. Wir sind nicht im Stande, den Meister zu bestimmen; selbst dass er Italiener gewesen, worauf die Holzart des Bildes hinweist, ist nicht unbezweifelt. – Phot. Braun XI, 2.

Unbestimmte Oberitaliener. Mitte des XVI. Jahrhunderts.

Maria mit dem Kinde und Johannes. 295. (90.) 1 c.

Maria sitzt in gelbem Unterkleid, grau-violettem Oberkleid und blauem Mantel vor einem roten Vorhang. Der Christusknabe liegt nackt auf ihrem Schoosse und wendet sich lebhaft nach links, um den kleinen Johannes zu herzen und zu küssen, der hier als Halbfigur auftaucht. Links helles Flussthal unter heitrem Himmel.

Ital. Pappelholz; h. 0,52; br. 0,39. – Zuerst im Inventar von 1809 als „unbekannt.“ Seit dem Katalog von 1812 als „Vincenzo Tamagni da San Gimignano“ (geb. 1492, gest. nach 1529). Doch war diese Benennung offenbar irrig. Der tüchtige Meister des Bildes hat unzweifelhaft Leonardo da Vinci und Correggio gekannt und ist in Oberitalien zu Hause gewesen. – Gestochen von E. G. Krüger ☼ III, 28 und von G. Garavaglia. – Phot. Braun IX, 3 und Phot. Ges.

Pietas. 296. (57.) 32 a.

Maria sitzt links vor reicher Landschaft am Fusse des Kreuzes. Der Leichnam des Heilands liegt an ihren Knieen.

Leinwand; ursprünglich Holz; h. 0,25; br. 0,20½. – Zuerst nachweisbar im Katalog von 1835, als „aus der Schule Michelangelo’s." Bei H. unter den echten Bildern Andrea del Sarto’s, mit denen es nichts gemein hat. Vgl. auch Lerm. S. 338.

Beweinung Christi. 297. (225.) 32 d.

Der Leichnam des Herrn liegt vorn auf dem Schoosse Maria’s. Links an seinem Haupte unterstützt Johannes ihn, rechts an den Füssen ist Maria Magdalena beschäftigt. Links oben der Calvarienberg, unten das leere Grab; rechts im Mittelgrunde der hl. Hieronymus, im Hintergrunde die Ermordung des Märtyrers Petrus.

Ital. Pappelholz; h. 0,69; br. 0,53. – In der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts durch Director Matthäi. – Dass Cr. und Cav. (V, S. 592) dieses schwache Bild dem Micchele Coltellini von Ferrara (erste Hälfte des XVI. Jahrhunderts) zuschreiben konnten, dessen bezeichnete Bilder man zur Zeit besonders beim Cav. Santini in Ferrara studiren kann, erscheint ebenso unbegreiflich, wie dass es bei H. als Fr. Squarcione (1394–1474) gelten konnte.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/160&oldid=- (Version vom 20.8.2021)