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grauen Flechten dicht bewachsenen Steinen lag und fortgesetzt umherspähte. – Nichts regte sich jedoch in der Nähe. Kein verdächtiges Geräusch wurde hörbar. Nur Kiatos Ruf nach Liau-Tse drang in[1] unregelmäßigen Zwischenräumen aus dem Verließe hervor.

Dann glaubte Gnuffke etwas seitwärts hinter sich das leise Knirschen von Steinen unter den Füßen eines vorsichtig sich nähernden lebenden Wesens zu vernehmen. Er lugte hinter dem linken, ihn deckenden Steine hervor … Ah – wahrhaftig! – eine menschliche Gestalt dort drüben – ohne Zweifel ein Chinese, der sich langsam, fortwährend ängstlich sich umschauend, dem Loche Schritt für Schritt zuschob, tief gebückt, fast auf allen Vieren …

Der Ingenieur erhob sich zuerst auf die Knie. Er gedachte den Mann da drüben von hinten zu packen. Sehr behutsam richtete er sich weiter auf. Jetzt hatte der Chinese, der in einen hellen Anzug gekleidet war und Ledersandalen trug, den Rand der Öffnung erreicht, jetzt beugte er sich vor …

Da rief Kiato gerade abermals …

Und nun antwortete der Mann von oben:

„Herr – bist Du‘s wirklich?“

„Ich bin’s? Kennst Du meine Stimme nicht?“ klang‘s ärgerlich zurück.

„Gewiß, Herr! – Daß Ihr von den Fremden gefangengenommen wurdet, habe ich beobachtet. – Was soll ich tun?“

„Hole sofort ein Tau, befestige es oben am Rande in zuverlässiger Weise und laß es in die Höhle hinab. Aber beeile Dich. Sonst kommt womöglich doch einer der deutschen Schufte hierher, um nach uns zu sehen.“

„Ja, Herr, ich werde …“

Weiter kam Liau-Tse nicht.

Unter den Stiefeln des auf ihn losschnellenden Ingenieurs war ein Stein polternd ausgewichen.

Der Chinese fuhr herum. Ein Angstschrei entrang


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W. Belka: Kapitän Bergers Kinder. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kapit%C3%A4n_Bergers_Kinder.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)