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507 VII. Absch. Critische Entscheidung des cosmol. etc. 507

sey. Woraus denn folgt: daß Erscheinungen überhaupt ausser unseren Vorstellungen nichts sind, welches wir eben durch die transscendentale Idealität derselben sagen wolten.

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 Diese Anmerkung ist von Wichtigkeit. Man siehet daraus: daß die obige Beweise der vierfachen Antinomie nicht Blendwerke, sondern gründlich waren, unter der Voraussetzung nemlich: daß Erscheinungen oder eine Sinnenwelt, die sie insgesamt in sich begreift, Dinge an sich selbst wären. Der Widerstreit der daraus gezogenen Sätze entdekt aber: daß in der Voraussetzung eine Falschheit liege, und bringt uns dadurch zu einer Entdeckung der wahren Beschaffenheit der Dinge, als Gegenstände der Sinne. Die transscendentale Dialectik thut also keinesweges dem Scepticism einigen Vorschub, wol aber der sceptischen Methode, welche an ihr ein Beispiel ihres grossen Nutzens aufweisen kan, wenn man die Argumente der Vernunft in ihrer größten Freiheit gegen einander auftreten läßt, die, ob sie gleich zuletzt nicht dasienige, was man suchte, dennoch iederzeit etwas Nützliches und zur Berichtigung unserer Urtheile dienliches, liefern werden.


Der
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 507. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_507.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)