Seite:Kant Critik der reinen Vernunft 465.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
465 III. Absch. Von dem Interesse der Vernunft etc. 465

beider Seits stolze Ansprüche vielleicht wegfallen, aber davor ein dauerhaft ruhiges Regiment der Vernunft über Verstand und Sinne seinen Anfang nehmen würde.

 Wir wollen voriezt diese gründliche Erörterung noch etwas aussetzen, und zuvor in Erwegung ziehen: auf welche Seite wir uns wol am liebsten schlagen möchten, wenn wir etwa genöthigt würden, Parthey zu nehmen. Da wir in diesem Falle, nicht den logischen Probierstein der Wahrheit, sondern blos unser Interesse befragen, so wird eine solche Untersuchung, ob sie gleich in Ansehung des strittigen Rechts beider Theile nichts ausmacht, dennoch den Nutzen haben, es begreiflich zu machen: warum die Theilnehmer an diesem Streite sich lieber auf die eine Seite, als auf die andere geschlagen haben, ohne daß eben eine vorzügliche Einsicht des Gegenstandes daran Ursache gewesen, imgleichen noch andere Nebendinge zu erklären, z. B. die zelotische Hitze des einen und die kalte Behauptung des andern Theils, warum sie gerne der einen Parthey freudigen Beifall zuiauchzen, und wider die andere zum voraus, unversöhnlich eingenommen sind.

 Es ist aber etwas, das bey dieser vorläufigen Beurtheilung den Gesichtspunct bestimt, aus dem sie allein mit gehöriger Gründlichkeit angestellet werden kan, und dieses ist die Vergleichung der Principien, von denen beide Theile ausgehen. Man bemerkt unter den Behauptungen der Antithesis, eine vollkommene Gleichförmigkeit der Denkungsart und völlige Einheit der Maxime, nemlich

ein Gg ein
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_465.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)