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Der Antinomie
Dritter Widerstreit
Thesis.

 Die Caussalität nach Gesetzen der Natur ist nicht die einzige, aus welcher die Erscheinungen der Welt insgesamt abgeleitet werden können. Es ist noch eine Caussalität durch Freiheit zu Erklärung derselben anzunehmen[WS 1] nothwendig.


Beweis.

 Man nehme an: es gebe keine andere Caussalität, als nach Gesetzen der Natur, so sezt alles, was geschieht, einen vorigen Zustand voraus, auf den es unausbleiblich nach einer Regel folgt. Nun muß aber der vorige Zustand selbst etwas seyn, was geschehen ist (in der Zeit geworden, da es vorher nicht war), weil, wenn es iederzeit gewesen wäre, seine Folge auch nicht allererst entstanden, sondern immer gewesen seyn würde. Also ist die Caussalität der Ursache, durch welche etwas geschieht, selbst etwas Geschehenes, welches nach dem Gesetze der Natur wiederum einen vorigen Zustand und dessen Caussalität, dieser aber eben so einen noch älteren voraussezt u. s. w. Wenn also alles nach blossen Gesetzen der Natur geschieht, so giebt es iederzeit nur einen subalternen, niemals aber

einen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: anzumehmen
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_444.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)