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401 I. Hauptst. V. d. Paralogismen d. r. Vernunft. 401

Wenn ich nun aber durch blosse Categorie sage: die Seele ist eine einfache Substanz, so ist klar, daß da der nakte Verstandesbegriff von Substanz nichts weiter enthält, als daß ein Ding, als Subiect an sich, ohne wiederum Prädicat von einem andern zu seyn, vorgestellt werden solle, daraus nichts von Beharrlichkeit folge, und das Attribut des Einfachen diese Beharrlichkeit gewiß nicht hinzusetzen könne, mithin man dadurch über das, was die Seele bey den Weltveränderungen treffen könne, nicht im mindesten unterrichtet werde. Würde man uns sagen können, sie ist ein einfacher Theil der Materie, so würden wir von dieser, aus dem, was Erfahrung von ihr lehrt, die Beharrlichkeit und, mit der einfachen Natur zusammen, die Unzerstöhrlichkeit derselben ableiten können. Davon sagt uns aber der Begriff des Ich, in dem psychologischen Grundsatze (Ich denke), nicht ein Wort.

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 Daß aber das Wesen, welches in uns denkt, durch reine Categorien und zwar dieienige, welche die absolute Einheit unter iedem Titel derselben ausdrücken, sich selbst zu erkennen vermeine, rührt daher. Die Apperception ist selbst der Grund der Möglichkeit der Categorien, welche ihrer Seits nichts anders vorstellen, als die Synthesis des Mannigfaltigen der Anschauung, so fern dasselbe in der Apperception Einheit hat. Daher ist das Selbstbewustseyn überhaupt die Vorstellung desienigen, was die Bedingung aller Einheit, und doch selbst unbedingt ist. Man kan daher von dem denkenden Ich, (Seele) das sich als

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_401.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)