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398 Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. 398

daß er allein in der Form fehle und Paralogism genant werden müsse.

 Weil ferner die einzige Bedingung, die alles Denken begleitet, das Ich, in dem allgemeinen Satze Ich denke, ist, so hat die Vernunft es mit dieser Bedingung, so fern sie selbst unbedingt ist, zu thun. Sie ist aber nur die formale Bedingung, nemlich die logische Einheit eines ieden Gedanken, bey dem ich von allem Gegenstande abstrahire, und wird gleichwol als ein Gegenstand, den ich denke, nemlich: Ich selbst und die unbedingte Einheit desselben vorgestellet.

 Wenn mir iemand überhaupt die Frage aufwürfe: von welcher Beschaffenheit ist ein Ding, welches denkt? so weis ich darauf a priori nicht das mindeste zu antworten, weil die Antwort synthetisch seyn soll (denn eine analytische erklärt vielleicht wol das Denken, aber giebt keine erweiterte Erkentniß von demienigen, worauf dieses Denken seiner Möglichkeit nach beruht. Zu ieder synthetischen Auflösung aber wird Anschauung erfordert, die in der so allgemeinen Aufgabe gänzlich weggelassen worden. Eben so kan niemand die Frage in ihrer Allgemeinheit beantworten: was wol das vor ein Ding seyn müsse, welches beweglich ist? Denn die undurchdringliche Ausdehnung (Materie) ist alsdenn nicht gegeben. Ob ich nun zwar allgemein auf iene Frage keine Antwort weis: so scheint es mir doch, daß ich sie im einzelnen Falle, in dem Satze, der das Selbstbewustsein ausdrückt:

drückt:
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_398.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)