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372 Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. 372

nichts als blosse Erscheinungen, d. i. Vorstellungen in uns sind, deren Wirklichkeit wir uns unmittelbar bewust werden.

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 Da nun, so viel ich weis, alle dem empirischen Idealismus anhängende Psychologen transscendentale Realisten seyn, so haben sie freilich ganz consequent verfahren, dem empirischen Idealism grosse Wichtigkeit zuzugestehen, als einem von den Problemen, daraus die menschliche Vernunft sich schwerlich zu helfen wisse. Denn in der That, wenn man äussere Erscheinungen als Vorstellungen ansieht, die von ihren Gegenständen, als an sich ausser uns befindlichen Dingen, in uns gewirkt werden, so ist nicht abzusehen, wie man dieser ihr Daseyn anders, als durch den Schluß von der Wirkung auf die Ursache, erkennen könne, bey welchem es immer zweifelhaft bleiben muß, ob die leztere in uns, oder ausser uns sey. Nun kan man zwar einräumen: daß von unseren äusseren Anschauungen etwas, was im transscendentalen Verstande ausser uns seyn mag, die Ursache sey, aber dieses ist nicht der Gegenstand, den wir unter den Vorstellungen der Materie und körperlicher Dinge verstehen; denn diese sind lediglich Erscheinungen, d. i. blosse Vorstellungsarten, die sich iederzeit nur in uns befinden, und deren Wirklichkeit auf dem unmittelbaren Bewustseyn eben so, wie das Bewustseyn meiner eigenen Gedanken beruht. Der transscendentale Gegenstand ist, sowol in Ansehung der inneren als äusseren Anschauung, gleich unbekant. Von ihm

aber
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_372.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)