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370 Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. 370

 Der transscendentale Idealist kan hingegen ein empirischer Realist, mithin, wie man ihn nent, ein Dualist seyn, d. i. die Existenz der Materie einräumen, ohne aus dem blossen Selbstbewustseyn hinauszugehen, und etwas mehr, als die Gewißheit der Vorstellungen in mir, mithin das cogito, ergo sum, anzunehmen. Denn weil er diese Materie und sogar deren innere Möglichkeit blos vor Erscheinung gelten läßt, die, von unserer Sinnlichkeit abgetrent, nichts ist: so ist sie bey ihm nur eine Art Vorstellungen (Anschauung), welche äusserlich heissen, nicht, als ob sie sich auf an sich selbst äussere Gegenstände bezögen, sondern weil sie Wahrnehmungen auf den Raum beziehen, in welchem alles ausser einander, er selbst der Raum aber in uns ist.

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 Vor diesen transscendentalen Idealism haben wir uns nun schon im Anfange erklärt. Also fällt bey unserem Lehrbegriff alle Bedenklichkeit weg, das Daseyn der Materie eben so auf das Zeugniß unseres blossen Selbstbewustseyns anzunehmen und dadurch vor bewiesen zu erklären, wie das Daseyn meiner selbst als eines denkenden Wesens. Denn ich bin mir doch meiner Vorstellungen bewust; also existiren diese und ich selbst, der ich diese Vorstellungen habe. Nun sind aber äussere Gegenstände (die Cörper) blos Erscheinungen, mithin auch nichts anders, als eine Art meiner Vorstellungen, deren Gegenstände nur durch diese Vorstellungen etwas sind, von ihnen abgesondert aber nichts seyn. Also existiren eben sowol äussere

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_370.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)