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311 Von den Begriffen der reinen Vernunft. 311

der möglichen Erfahrung oder ihrer empirischen Synthesis) bis dahin zwar keine wirkliche Erfahrung iemals völlig zureicht, aber doch iederzeit dazu gehörig ist. Vernunftbegriffe dienen zum Begreiffen, wie Verstandesbegriffe zum Verstehen (der Wahrnehmungen). Wenn sie das Unbedingte enthalten, so betreffen sie etwas, worunter alle Erfahrung gehört, welches selbst aber niemals ein Gegenstand der Erfahrung ist: Etwas, worauf die Vernunft in ihren Schlüssen aus der Erfahrung führt und wornach sie den Grad ihres empirischen Gebrauchs schätzet und abmisset, niemals aber ein Glied der empirischen Synthesis ausmacht. Haben dergleichen Begriffe, dessen ungeachtet, obiective Gültigkeit, so können sie conceptus ratiocinati (richtig geschlossene Begriffe) heissen; wo nicht, so sind sie wenigstens durch einen Schein des Schliessens erschlichen und mögen conceptus ratiocinantes (vernünftelnde Begriffe) genant werden. Da dieses aber allererst in dem Hauptstücke von den dialectischen Schlüssen der reinen Vernunft ausgemacht werden kan, so können wir darauf noch nicht Rücksicht nehmen, sondern werden vorläufig, so wie wir die reine Verstandesbegriffe Categorien nanten, die Begriffe der reinen Vernunft mit einem neuen Namen belegen und sie transscendentale Ideen nennen, diese Benennung aber iezt erläutern und rechtfertigen.





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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_311.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)