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162 Elementarl. II. Th. I. Abth. II.Buch. II. Hauptst. 162

Grundsätze derselben sich darin von den zweyen übrigen nahmhaft unterscheiden; indem iene einer intuitiven, diese aber einer blos discursiven, obzwar beyderseits einer völligen Gewißheit fähig sind. Ich werde daher iene die mathematische, diese die dynamische Grundsätze nennen. Man wird aber wol bemerken: daß ich hier eben so wenig die Grundsätze der Mathematik in einem Falle, als die Grundsätze der allgemeinen (physischen) Dynamik im andern, sondern nur die des reinen Verstandes im Verhältniß auf den innern Sinn (ohne Unterschied der darin gegebenen Vorstellungen) vor Augen habe, dadurch denn iene insgesamt ihre Möglichkeit bekommen. Ich benenne sie also mehr in Betracht der Anwendung, als um ihres Inhalts willen, und gehe nun zur Erwägung derselben in der nemlichen Ordnung, wie sie in der Tafel vorgestellt werden.


1.
Von den
Axiomen der Anschauung.

 Grundsatz des reinen Verstandes: Alle Erscheinungen sind ihrer Anschauung nach extensive Grössen.

 Eine extensive Grösse nenne ich dieienige, in welcher die Vorstellung der Theile die Vorstellung des Ganzen möglich macht, (und also nothwendig vor dieser vorhergeht). Ich kan mir keine Linie, so klein sie auch sey, vorstellen, ohne sie in Gedanken zuziehen, d. i. von einem Puncte alle

Thei-
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_162.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)