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109 II. Absch. Gründe zur Möglichkeit der Erfahr. 109

die uns unmittelbar gegeben werden können, und das, was sich darin unmittelbar auf den Gegenstand bezieht, heißt Anschauung. Nun sind aber diese Erscheinungen nicht Dinge an sich selbst, sondern selbst nur Vorstellungen, die wiederum ihren Gegenstand haben, der also von uns nicht mehr angeschaut werden kan, und daher der nichtempirische, d. i. transscendentale Gegenstand = X genant werden mag.

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 Der reine Begriff von diesem transscendentalen Gegenstande, (der wirklich bey allen unsern Erkentnissen immer einerley = X ist,) ist das, was in allen unsern empirischen Begriffen überhaupt Beziehung auf einen Gegenstand, d. i. obiective Realität verschaffen kan. Dieser Begriff kan nun gar keine bestimte Anschauung enthalten, und wird also nichts anders, als dieienige Einheit betreffen, die in einem Mannigfaltigen der Erkentniß angetroffen werden muß, so fern es in Beziehung auf einen Gegenstand steht. Diese Beziehung aber ist nichts anders, als die nothwendige Einheit des Bewustseyns, mithin auch der Synthesis des Mannigfaltigen durch gemeinschaftliche Function des Gemüths, es in einer Vorstellung zu verbinden. Da nun diese Einheit als a priori nothwendig angesehen werden muß, (weil die Erkentniß sonst ohne Gegenstand sein würde) so wird die Beziehung auf einen transscendentalen Gegenstand d. i. die obiective Realität unserer empirischen Erkentniß, auf dem transscendentalen

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_109.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)