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91 I. Absch. Von den Princip. einer Transsc. Deduct. 91

unserer Anschauung Gegenstände darbiethen, denn die Anschauung bedarf der Functionen des Denkens auf keine Weise.

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 Gedächte man sich von der Mühsamkeit dieser Untersuchungen dadurch loszuwickeln, daß man sagte: Die Erfahrung böte unabläßig Beyspiele einer solchen Regelmäßigkeit der Erscheinungen dar, die genugsam Anlaß geben, den Begriff der Ursache davon abzusondern, und dadurch zugleich die obiective Gültigkeit eines solchen Begriffs zu bewähren, so bemerkt man nicht, daß auf diese Weise der Begriff der Ursache gar nicht entspringen kan, sondern daß er entweder völlig a priori im Verstande müsse gegründet seyn, oder als ein blosses Hirngespinst gänzlich aufgegeben werden müsse. Denn dieser Begriff erfordert durchaus, daß etwas A von der Art sey, daß ein anderes B daraus nothwendig und nach einer schlechthin allgemeinen Regel folge. Erscheinungen geben gar wol Fälle an die Hand, aus denen eine Regel möglich ist, nach der etwas gewöhnlicher massen geschieht, aber niemals, daß der Erfolg nothwendig sey: daher der Synthesis der Ursache und Wirkung auch eine Dignität anhängt, die man gar nicht empirisch ausdrücken kan, nemlich, daß die Wirkung nicht blos zu der Ursache hinzu komme, sondern durch dieselbe gesezt sey, und aus ihr erfolge. Die strenge Allgemeinheit der Regel ist auch gar keine Eigenschaft empirischer Regeln, die durch Induction keine andere als

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 091. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_091.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)