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89 I. Absch. Von den Princip. einer Transsc. Deduct. 89

weil es darauf ankomt, entweder alle Ansprüche zu Einsichten der reinen Vernunft, als das beliebteste Feld, nemlich dasienige über die Grenzen aller möglichen Erfahrung hinaus, völlig aufzugeben oder diese critische Untersuchung zur Vollkommenheit zu bringen.

 Wir haben oben an den Begriffen des Raumes und der Zeit mit leichter Mühe begreiflich machen können, wie diese als Erkentnisse a priori sich gleichwol auf Gegenstände nothwendig beziehen müssen, und eine synthetische Erkentniß derselben, unabhängig von aller Erfahrung, möglich macheten. Denn da nur vermittelst solcher reinen Formen der Sinnlichkeit uns ein Gegenstand erscheinen, d. i. ein Obiect der empirischen Anschauung seyn kan, so sind Raum und Zeit reine Anschauungen, welche die Bedingung der Möglichkeit der Gegenstände als Erscheinungen a priori enthalten, und die Synthesis in denselben hat obiective Gültigkeit.

 Die Categorien des Verstandes dagegen stellen uns gar nicht die Bedingungen vor, unter denen Gegenstände in der Anschauung gegeben werden, mithin können uns allerdings Gegenstände erscheinen, ohne daß sie sich nothwendig auf Functionen des Verstandes beziehen müssen, und dieser also die Bedingungen derselben a priori enthielte. Daher zeigt sich hier eine Schwierigkeit, die wir im Felde der Sinnlichkeit nicht antrafen, wie nemlich subiective Bedingungen des Denkens sollten obiective Gültigkeit haben, d. i. Bedingungen der Möglichkeit aller Erkentniß

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 089. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_089.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)