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Voltaire: Kandide. Erster Theil

wandern müssen. Das Gescheitste, ich seh’ wo der Zimmermann das Loch gelassen. Gott steh’ Ihnen bei.

Wie alle Bedienten hinaus waren, verharrten die sechs Fremden, Kandide und Martin im tiefsten Stillschweigen. Endlich brach’s Kandide: Ein artiger Fastnachtsspas meine Herren! Warum sind Sie aber grade alle Königsagenten? Ich meiner Seits, mus Ihnen gestehn, bin kein König nicht, so wenig, wie mein Martin da.

Jezt nam Kakambo’s Herr gravitätisch das Wort und sagte auf Italienisch: Ich bin nichts weniger als Fastnachtsnarr; ich heisse Achmet der Dritte; bin viele Jahre Grossultan gewesen; habe meinen Bruder entthront, und mein Neffe mich. Alle meine Wessire sind enthauptet worden, und ich bringe den Rest meines Lebens im alten Seroj zu. Unterweilen erlaubt mir mein Neffe, Grossultan Machmud, Gesundheitshalber herumzureisen. Diesmal hab’ ich den Karnevalslustbarkeiten zu Venedig beigewohnt.

Ein junger Mann, neben Achmet sas, hub nach ihm an zu reden. Ich heisse Iwan, sagte er; bin der Kaiser aller Russen gewesen: ward schon in der Wiege entthront, mein Vater und Mutter eingekerkert, ich im Gefängnisse erzogen;

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_175.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)