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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Und warum werden hier alle Fremden in Haft genommen? frug Kandide. Jezt ergrif der Abee Perigourdin das Wort, und sagte: Darum, weil ein elender Schuft aus dem Lande Atrebatien jämmerlichen, elenden Schnikschnak gehört hatte, blos deshalb hatt’ er einen grausamen Mord begangen, einen solchen freilich nicht, wie er 1610 im Maimonat begangen wurde, sondern einen solchen als 1594 im Monat December vorfiel; auf dessen Schlag nachher noch viele andre Mordthaten in andern Jahren und andern Monaten von andern elenden Schuften aus gleichen Gründen sind ausgeführt worden.

Monsieur l’Exempt erklärte jezt, was der Abee im Dunkeln gelassen hatte. Ha! die Ungeheuer! schrie Kandide. Wie? solche gräsliche Thaten werden unter einem Volke verübt, das singt und tanzt! Könnt’ ich doch auf’s schnellste aus einem Lande, wo Affen Tiger aufhezen! Bären sah’ ich in meinem Vaterlande, Menschen nur in Dorado! Um Gottes willen Monsieur l’Exempt schaffen Sie mich nach Venedig, wo ich Barones Kunegunden erwarten mus.

Weiter kann ich Sie nicht bringen, lieber Herr Baron, als nach der Niedernormandie, versezte der Barigello. Sogleich lies er ihm seine Bande abnemen, sagte: es wäre ein Versehn, schikte seine Leute zurük, führte Kandiden

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)