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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Als Leute von Kopf richteten sie ihren Auftrag glüklich aus, und brachten gar fröhliche Mähr mit.

Die Langohren banden ihre Gefangnen los, erwiesen ihnen ungemein viel Höflichkeiten, sezten ihnen Mädchen und Erfrischungen vor, und begleiteten sie bis an die äussersten Grenzen, unter dem lauten Jubelgeschrei: ’H ist keen Jesuit nicht! ’S ist keen Jesuit nicht!

Sonderbar die Ursach meiner Befreiung, sagte Kandide. Und sonderbar dies Volk und ihre Sitten! Wie gut es war, daß ich dem Bruder der Barones Kunegunde den Degen bis an den Heft in den Leib gejagt hatte, sonst hätt’ ich ohne alle Barmherzigkeit an den Spies gemusst. Bei alle dem, die pure, rohe Natur ist auch so übel nicht. Denn wie äusserst höflich waren nicht die Leutchen gegen mich, als sie erfuhren, ich wäre kein Jesuit; da war gar nicht mehr die Rede vom Auffressen.

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_090.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)