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Voltaire: Kandide. Erster Theil

werden wir gesotten oder gebraten! rief Kandide, wie er den Kessel und die Bratspiesse sahe. Ha! was würde Magister Panglos sagen, wenn er so die Natur in all’ ihrer Rohigkeit sähe! Es ist alles gut gemacht; es sei drum, aber doch muß ich gestehn, es ist hart, äusserst hart, daß ich Barones Kunegunden verloren habe, und hier von den Langohren an den Spies gestekt werde.

Kakambo, der sich stets aus dem verworrensten Haufe zu haspeln wusste, sagte zum trostlosen Kandide: Immer getrost, Herr. Ich versteh’ der Kerls ihr Rothwälsch ’n wenig. Ich will hin, und mit ihnen sprechen. Vergis ja nicht, sagte Kandide, ihnen auf’s lebhafteste vorzustellen, daß es gräsliche Unmenschlichkeit ist, Menschen zu braten, und daß dieß wenig christlich gedacht ist.

Nicht wahr, Kinderchen, sagte Kakambo, Ihr denkt, Ihr wollt heut ’nen Jesuiten schmausen! Das ist recht löblich! Recht brav, wenn man so mit seinen Feinden verfährt. Schlag Deinen Nächsten todt! Das ist nach der Natur Rechtens, und das gilt allenthalben uf Gottes weitem Erdboden. Daß wir ihn nun nicht uffressen, wie’s auch nach der Natur Rechtens ist; nu das kömmt daher, wir haben schon sonst lekre Gerüchte; Ihr guten Leute aber nicht, und

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_088.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)