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Voltaire: Kandide. Erster Theil

wie haben Sie, die Sanftmut selbst, in zwei Minuten einen Juden und einen Prälaten umbringen können? Lieb’ und Eifersucht, und die Rutenstreiche der Inquisition können das Lamm wohl zum Tiger machen, erwiederte Kandide.

Wissen Sie was? sagte die Alte. Wir haben drei tüchtige Andalusische Gäule im Stall und auch Sattel und Zeug. Unser tapfrer Herr Kandide zäumt sie auf, und sattelt sie; derweile stekken die gnädge Barones Ihre Moydors[1] und Ihre Diamanten bei sich, und dann husch! auf und davon, und nach Cadix. Ich kann zwar nur meinen halben Hintern brauchen, das thut aber weiter nichts. ’S is ganz allerliebst Wetter, und in der Kühle beim Mondenschein lässt sich’s des Nachts ganz scharmant reisen.


  1. Moydor oder Moidor, ingleichen Moeda de Oro oder Moeda d’ouro, heist bey den Portugiesen jede Goldmünze. Insbesondere verstehn sie aber unter Moeda de Oro, oder abgekürzt, Moeda, die goldne Cruzade oder Crusade, und wie sie auch genannt wird, die Lisbonine, welche 400 Rees oder 40 Testons gilt, und nach Holländischem Gelde beinahe so viel als 3 Dukaten an Golde, oder 15 Gulden und 15 Stüver, nach unserm aber 9 Reichsthaler.
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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_046.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)